Einzelfiguren
Das Hasle Maale
Die Sage vom „Haslemann bei Stetten“: "Einst lebte vor vielen Jahren in Stetten ein armer Korbflechter und Besenbinder, der sich die für sein Handwerk erforderlichen Weidenruten und das Besenreisig dort holte, wo es am wohlfeilsten zu bekommen war, nämlich zur Nachtzeit in den umliegenden Wäldern. War es da verwunderlich, dass ihm die Bauern, Waldbesitzer und der Waldhüter nicht gut gesonnen waren? Gerne hätte man ihn für seine Diebereien gezüchtigt, jedoch kannte er sich in den Waldungen zu gut aus, um sich auf frischer Tat ertappen zu lassen. Doch der Korbflechter wurde mit der Zeit immer dreister und als wieder einmal die besten Reiser gestohlen wurden, nahmen die erzürnten Leute die Spur des Diebes auf. Aus dem nahe gelegenen Haslewald hörte man ein verräterisches Knacken: Der Korbflechter war am „Werk“. In der mondhellen Nacht konnte er gestellt werden, es gab nun kein Entrinnen mehr. Flink wie eine Eichkatze kletterte er auf einen hohen Baum, um sich dort verborgen zu halten. Da er auf keine Rufe reagierte, wurde der Baum von den nach Strafe dürstenden „Stettheimern“ gefällt. Der Korbflechter stürzte mit ihm zu Boden und war auf der Stelle tot. Zur Strafe für seinen unehrlichen Lebenswandel musste das Männchen nachts als Gespenst in jenem Wald umherirren. Oft hörte man in mondhellen Nächten das Krachen eines umstürzenden Baumes und das Geheul und Gejammere des „Hasle-Maales“. Wanderer und Fuhrleute, die erst nach dem Bettläuten am Haslewald vorbeikamen, wurden von dem Geist in die Irre geführt."
Die Narreneltern und der Narrenpolizist
Einen festen Bestandteil der Stettener Dorffastnacht bilden wie in vielen anderen Orten des Bodenseeraumes die Narreneltern, die als ein lustiges Paar in närrischem Häs auftreten und eine Art Schirmherrschaft über die Narren im Dorf ausüben. Naturgemäß haben sich die Narreneltern dabei in erster Linie um ihren Narrennachwuchs, den Narrensamen, zu sorgen, wobei natürlich der Narrenmutter die größere Bedeutung zukommt. Sie wird in Stetten stets durch einen Mann verkörpert, wodurch zugleich auch die „verkehrte Welt der Narren“ symbolisiert wird. Die Narreneltern sind ein Element der freien unorganisierten Dorffastnacht, werden aber heute auch in Stetten von der Narrengemeinschaft gestellt. Als Besonderheit werden in Stetten die Narreneltern nach dem Besuch von Schule und Kindergarten sowie der Erstürmung des Rathauses vom Schultes als dessen „letzte Amtshandlung“ getraut, bevor er als Dorfoberhaupt abgesetzt und die Macht im Ort von den Narren übernommen wird. Als weiteres Symbol der Machtübernahme durch die Narren steht den Narreneltern der „Narrenpolizist oder Narrenbüttel“ zur Seite, mit dem zugleich auch die polizeiliche Obrigkeit verhöhnt werden soll. Wie lange es die Narreneltern in der Fastnacht schon gibt, lässt sich heute nicht mehr genau bestimmen, da die Quellen erst relativ spät von ihnen berichten. In Überlingen, wo Narrenmutter und Narrenvater eine exponierte Stellung im Fastnachtsgeschehen einnehmen, gehen z.B. die Belege nicht über das Jahr 1863 hinaus. Doch dürften sie wesentlich älter sein, da die heutige Fastnachtsforschung in ihnen ein Symbol für Adam und Eva sieht, die ja die Ureltern des Menschengeschlechts und aufgrund ihres Sündenfalls, mit dem sie die Unsterblichkeit und das Paradies verloren, auch die größten Narren aller Zeiten und damit auch deren Ureltern waren.